- Was ist das Cauda-Equina-Kompressionssyndrom?
- Mögliche Ursachen für das Cauda-Equina-Kompressionssyndrom
- Symptome des Cauda-Equina-Kompressionssyndroms
- Besonderheiten beim Hund
- Besonderheiten bei der Katze
- Besonderheiten beim Pferd
- Wie wird das Cauda-Equina-Kompressionssyndrom diagnostiziert?
- Welche Folgen kann das Cauda-Equina-Kompressionssyndrom haben?
- Behandlungsmöglichkeiten beim Cauda-Equina-Kompressionssyndrom
- Wie können Sie Ihr Tier zusätzlich unterstützen?
Was ist das Cauda-Equina-Kompressionssyndrom?
Cauda Equina nennt man die Nervenstränge am Ende des Rückenmarks. Das Rückenmark verläuft im Wirbelkanal entlang des Rückens. An jedem Wirbel treten durch die Nervenaustrittslöcher einzelne Nerven aus, die Muskeln, Haut und Organe versorgen. So erstreckt sich das Rückenmark bis zum 5. Lendenwirbel. Dort endet das eigentliche Rückenmark. Ein Nervenstrang aus gebündelten Nervenfasern zieht von dort weiter bis zu den hinteren Wirbeln. Wegen seiner Struktur, die einem Pferdeschweif aus Nervenfasern ähnelt, bezeichnet man diesen Abschnitt als Cauda Equina.
Kompression bedeutet Druck – beim Cauda-Equina-Kompressionssyndrom entsteht durch verschiedene mögliche Ursachen Druck auf die Nervenstränge der Cauda Equina. Diese Kompression schädigt die Nerven. So entstehen charakteristische Ausfälle von Motorik und Bewegung, Sensibilität und Körperwahrnehmung, und manchmal sogar von Organfunktionen.
Der Begriff Syndrom bezeichnet ein Krankheitsbild, das durch eine typische Symptomkombination charakterisiert ist.
Das Cauda-Equina-Kompressionssyndrom wird auch degenerative lumbosakrale Stenose (DLSS) genannt.
Mögliche Ursachen für das Cauda-Equina-Kompressionssyndrom
Das Cauda-Equina-Kompressionssyndrom entsteht durch eine Verengung (Stenose) der Wirbelsäule im Bereich der Cauda Equina. Durch diese Verengung entsteht Druck auf die empfindlichen Nervenfasern.
Der Übergang zwischen dem 7. Lendenwirbel und dem Kreuzbein ist besonders beweglich. Deshalb verschleißt die dortige Bandscheibe oft stärker als die übrigen Bandscheiben. Durch die Degeneration der Bandscheibe verändern sich die anatomischen Verhältnisse. Die Position der Wirbel und ihre Stellung zueinander verschieben sich, Bandscheibenmaterial kann Druck auf die Nerven ausüben. So wird der Raum für die Nerven verkleinert und die Nervenstränge werden komprimiert.
Wenn sich der Übergang zwischen Lendenwirbel und Kreuzbein verschiebt und verändert, versucht der Körper diesen drohenden Schaden auszugleichen. Das Band zwischen den Wirbeln verstärkt und verdickt sich, um für mehr Stabilität zu sorgen. Allerdings kann diese Verdickung auch zusätzlichen Druck und noch mehr Einengung verursachen. Da an der Übergangsstelle der Wirbelkanal besonders flach ist, wirken sich Verengungen und Einengungen hier besonders stark aus.
Altersbedingt tritt häufig Arthrose auf, das sind Verschleißerscheinungen an den Gelenken. Arthrotische Veränderungen an den Wirbelkörpern und Wirbelgelenken können die Nervenfasern komprimieren. Zusätzlich können die Nervenaustrittslöcher verkleinert und verengt sein.
Frakturen (Brüche), Tumore der Wirbelsäule oder Verletzungen nach einem Unfall sind weitere mögliche Ursachen für das Cauda-Equina-Kompressionssyndrom.
Symptome des Cauda-Equina-Kompressionssyndroms
Zu Beginn treten oft nur leichte Schmerzen im Rückenbereich auf, die möglicherweise nicht sofort auffallen. Betroffene Tiere vermeiden Sprünge und gehen auf der Treppe sehr vorsichtig. Oft lässt auch die Bewegungsmotivation nach. Das erkrankte Tier wirkt apathisch, die Freude an der Bewegung fehlt. Das Hochheben der Rute kann sehr unangenehm sein.
Typisch ist ein leicht verändertes Gangbild der Hinterläufe: Der Gang wirkt schlurfend, und man kann das Schleifen der hinteren Krallen hören.
Die Streckermuskulatur der Hinterbeine wird schwächer. Oft gehen die Tiere x-beinig. An den Pfoten lässt sich manchmal ein Überköten beobachten – die Pfote schlägt um und wird auf der Rückseite aufgesetzt.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung verstärken sich die Lähmungen mehr und mehr. Auch die Rute kann betroffen sein. Das erkrankte Tier kann sie nicht mehr bewegen. Zusätzlich können Kot- und Urininkontinenz auftreten.
Besonderheiten beim Hund
Ältere Hunde großer Rassen erkranken besonders häufig am Cauda-Equina-Kompressionssyndrom. Deutsche Schäferhunde, Riesenschnauzer, Dobermänner, Huskys und Boxer gehören zu den Rassen, die von dieser Erkrankung besonders betroffen sind.
Auch Sport- und Arbeitshunde sind verstärkt gefährdet. Bei ihnen verschleißen Knochen und Gelenke durch die Arbeit früher und schneller. Vorbeugend ist es wichtig, Belastungen nur langsam und allmählich zu steigern, sodass die Hunde genug Zeit haben, sich darauf einzustellen. Besonders während des Wachstums ist große Vorsicht geboten!
Die ersten Symptome treten meistens bei Hunden auf, die sechs Jahre oder älter sind. Es besteht die Gefahr, die noch leichten Anzeichen mit normalen Alterserscheinungen zu verwechseln.
Übergewichtige Hunde, die unter dem Cauda-Equina-Kompressionssyndrom leiden, profitieren sehr von einer Gewichtsabnahme. Achten Sie auf ausreichende Nährstoffversorgung, aber reduzieren Sie in Absprache mit Ihrem Tierarzt die Futtermenge, bis Ihr Hund Normalgewicht erreicht hat.
Besonderheiten bei der Katze
Katzen leiden nur selten unter einem degenerativ bedingten Cauda-Equina-Kompressionssyndrom. Mögliche Ursachen für eine Cauda-Equina-Symptomatik bei Katzen sind eher Wirbelsäulenverletzungen, Tumore, oder auch Nervenentzündungen durch FIP (Feline infektiöse Peritonitis) oder Toxoplasmose.
Schmerzen sind bei Katzen oft schwer zu erkennen. Es kann ein Warnzeichen sein, wenn Ihre Katze plötzlich aggressiv oder unfreundlich reagiert, wenn sie sich nicht mehr am Rücken streicheln lässt, oder auch wenn sie ihre Lieblingsplätze nicht mehr aufsucht, weil das Springen oder Klettern schmerzhaft geworden ist.
Besonderheiten beim Pferd
Verletzungen oder Entzündungen können das Cauda-Equina-Syndrom beim Pferd hervorrufen. Komplett erforscht ist dieses Krankheitsbild bei Pferden allerdings noch nicht. Auch Parasitenlarven oder eine Herpesinfektion werden als mögliche Ursachen gehandelt.
Häufige Symptome sind eine Schweiflähmung und Inkontinenz. Erkrankte Pferde können Ihren Schweif nicht mehr bewegen. Die Schweiflähmung kann bis zum sogenannten „Hammelschwanz“ reichen: der Schweif hängt einfach nur noch schlaff herunter.
Zusätzlich verlieren die Pferde die Kontrolle über die Ausscheidung von Kot und Urin. Oft können Darm und Blase auch nicht mehr komplett entleert werden.
An der Hinterhand zeigt sich eine Muskelschwäche: die Muskulatur an der Kruppe wird schwächer und degeneriert. In Folge dieser Schwäche können die Pferde beim Gehen einknicken.
Der Tierarzt führt beim Pferd häufig eine rektale Untersuchung durch, bei der er auch den Spannungszustand der Blase ertasten kann.
Das Cauda-Equina-Syndrom beim Pferd kann unterstützend mit Cortison behandelt werden, trotzdem ist die Prognose häufig leider schlecht.
Wie wird das Cauda-Equina-Kompressionssyndrom diagnostiziert?
Die tierärztliche Untersuchung startet mit einer gründlichen Anamnese, das ist die Befragung des Besitzers über Beschwerden und Entstehungsgeschichte der Symptome. Haltung und Aussehen des Tieres können wichtige Hinweise geben – ebenso das Gangbild.
Durch eine Tastuntersuchung stellt der Tierarzt fest, ob Schmerzen oder Druckschmerzen vorhanden sind. Auch Schwäche oder Abbau der Muskulatur ist fühlbar, vor allem bei einem schon länger bestehenden Krankheitsbild.
Zusätzlich testet der Tierarzt Reflexe, Sensibilität und Beweglichkeit. Häufig ist die Sensibilität, also die Berührungswahrnehmung, in charakteristischen Bereichen gestört. Bestimmte Halte- und Stellreaktionen geben Aufschluss über Tiefensensibilität und Körperwahrnehmung, über die Koordination und die Aktivierbarkeit der Muskulatur. Diese neurologische Untersuchung liefert wichtige Hinweise über die Nervenfunktion und dadurch über das Ausmaß der Erkrankung.
Röntgenbilder zeigen zwar keine Nerven, sie machen aber mögliche Veränderungen in der Wirbelstellung oder knöcherne Einengungen sichtbar.
Eine Magnetresonanztomographie (MRT) kann Nerven darstellen und ermöglicht eine genaue Diagnose der betroffenen Nervenstränge.
Welche Folgen kann das Cauda-Equina-Kompressionssyndrom haben?
Nerven, die dauerhaftem Druck ausgesetzt sind, sterben irgendwann ab. Dies führt zu Lähmungen der Hinterhand, die sich nach und nach verschlimmern und bis zur vollständigen Lähmung reichen können. Zusätzlich kann Harn- und Stuhlinkontinenz auftreten. Lähmungen und Inkontinenz beeinträchtigen das Leben eines erkrankten Tieres stark – genauso wie den Alltag des Tierbesitzers.
Je geringer die Lähmung ausgeprägt ist, desto besser ist die Prognose für das betroffene Tier. Die Fasern der Cauda Equina können sich zwar grundsätzlich wieder erholen, aber bei stark ausgeprägten und schon länger bestehenden Lähmungen verringern sich die Chancen auf eine vollständige Heilung. Deshalb ist es beim Cauda-Equina-Kompressionssyndrom besonders wichtig, frühzeitig einzugreifen und mit der passenden Behandlung zu beginnen.
Eine länger andauernde Lähmung bestimmter Muskeln mit Fehlstellungen führt oft zu Muskelverkürzungen. Auf Dauer entsteht eine Kontraktur – das ist eine permanente Muskelverkürzung, die nur sehr schwer wieder rückgängig zu machen ist.
Behandlungsmöglichkeiten beim Cauda-Equina-Kompressionssyndrom
Je früher das Cauda-Equina-Kompressionssyndrom behandelt wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Je länger der Druck und die Verengung andauern, desto stärker werden die Nerven geschädigt. Vor allem wenn schon Inkontinenz vorliegt, ist die Prognose eher ungünstig.
Der Tierarzt verschreibt häufig entzündungshemmende Schmerzmittel. Teilweise kann auch eine temporäre Ruhigstellung nötig sein – das heißt Boxenruhe und/oder Leinenpflicht.
Sind die Lähmungen noch nicht zu stark ausgeprägt, kann eine konservative Behandlung ohne Operation ausreichend sein. Zusätzlich hilft oft Physiotherapie – spezielle Bewegungsübungen, die auch zuhause durchgeführt werden können. Das abgestimmte Übungsprogramm beugt Komplikationen vor: Kontrakturen können durch regelmäßiges Training vermieden werden. Zusätzlich werden die normalen Bewegungen „gebahnt“ – das heißt, Gehirn und Rückenmark erhalten durch die Übungen Rückmeldungen, wie die gesunde Bewegung aussehen sollte.
Eine Operation kann die Ursache des Cauda-Equina-Kompressionssyndroms beseitigen. Dabei wird am 7. Lendenwirbel und dem ersten Kreuzbeinwirbel der Wirbelbogen eröffnet. Diese Operationstechnik nennt sich Laminektomie oder Hemilaminektomie. Eine möglicherweise vorgewölbte Bandscheibe wird geglättet. Knöcherne Einengungen und arthrotische oder entzündliche Veränderungen werden beseitigt. Außerdem können verengte Nervenaustrittslöcher erweitert werden. Falls Nervenstränge durch die strukturellen Veränderungen miteinander verklebt sind, können diese während der Operation ebenfalls gelöst werden.
Nach der Operation schließt sich eine Ruhephase und dann die Rehabilitation an. Wie lange Ihr Tier sich schonen muss, sagt Ihnen der operierende Tierarzt. Für die folgende Rehabilitation ist gezieltes Üben wichtig: Auch wenn die Ursache für die Einengung der Nerven nun beseitigt ist, müssen Bewegungen oft erst wieder trainiert werden. Muskeln, die durch die Lähmung geschwächt wurden, brauchen Zeit, um wieder kräftig zu werden. Die Koordination muss neu geübt werden.
Ein Tierphysiotherapeut kann Ihrem Hund ein geeignetes Programm zusammenstellen, das Sie selbst zuhause regelmäßig durchführen können.
Wie können Sie Ihr Tier zusätzlich unterstützen?
Der Rollwagen ermöglicht Hunden oder Katzen mit Lähmungen der Hinterhand mehr Selbstständigkeit und verbessert so die Lebensqualität. Auch Sozialkontakte sind mit Hilfe des Rollwagens wieder möglich – ein sehr wichtiger Punkt für das Wohlbefinden Ihres Hundes oder Ihrer Katze. Der Rollwagen ist in verschiedenen Größen erhältlich – die kleineren Ausführungen sind auch für Katzen passend.
Die Hebehilfe oder die Hebe- und Gehhilfe ist ein praktisches Hilfsmittel, das auch Ihren eigenen Rücken schont. Sie können die Hinterhand Ihres Hundes unterstützen und dabei selbst aufrecht stehen bleiben. Mit der Hebehilfe können Sie Ihrem Hund beim Einsteigen ins Auto, auf der Treppe oder beim Verrichten seines Geschäfts Hilfestellung leisten.
Lässt Ihr Hund die Hinterpfoten schleifen oder neigt er sogar zum Überköten, schützt der Pfotenschuh für draußen aus Neopren die Pfoten vor Scheuerstellen und Verletzungen am Pfotenrücken. Eine zusätzliche Verstärkung an der Oberseite ist möglich – ein guter Schutz vor allem für Hunde, die viel auf rauem Boden unterwegs sind.
Mit den Pfotenschuhen für drinnen aus Fleece gewinnt Ihr Hund mehr Sicherheit zuhause, wenn Sie Fliesenboden oder glattes Parkett haben. Gerade Hunde mit neurologischen Erkrankungen zeigen oft ein unsicheres Gangbild. Die Anti-Rutsch-Beschichtung der Pfotenschuhe sorgt für festen Griff auf rutschigen Böden.
Um optimale Passform und maximale Unterstützung zu erreichen, ist auch ein maßgefertigter Pfotenschuh nach einem Gipsabdruck möglich.
Für neuromuskuläres Training von Muskulatur und Gangbild eignet sich die Trainingsbandage: legen Sie die Bandage oberhalb der Pfote an und bringen das Trainingsband nach vorne zum Brustgeschirr. So wird die Pfote automatisch mit nach vorne geführt. Der unterstützte Bewegungsablauf erzeugt positive Rückmeldungen im Gehirn. So wird die Propriozeption gefördert – das ist die Wahrnehmung des eigenen Körpers, seiner Position und seiner Bewegungen.
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